9. Juni 1889: Als die Römer den Papst herausforderten und ein Denkmal für Giordano Bruno enthüllten

Vor 136 Jahren wurde inmitten Roms ein Denkmal zu Ehren Giordano Brunos enthüllt, den die Inquisition im Jahr 1600 auf den Scheiterhaufen brachte, weil er von der räumlichen und zeitlichen Unendlichkeit des Kosmos überzeugt war, aber auch, weil er pantheistische Thesen vertrat. Der Papst fühlte sich provoziert und drohte, aus Rom wegzuziehen. Erst im Jahre 2000 erklärte Papst Johannes Paul II. die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht, ohne ihn aber zu rehabilitieren.

Der Campo de’ Fiori ist mit vielen bunten Fahnen geschmückt. Rund um den Platz stehen große Tafeln, auf denen Sätze von Bruno zu lesen sind, wie „Mit größerer Furcht sprecht ihr mir das Urteil, als ich es vernehme“. Das Denkmal für den Nolaner wird eingeweiht. Der Philosoph ist in eine Dominikanerrobe gehüllt, ein Buch in den Händen, die Kapuze über das Gesicht gezogen, nachdenklich und versunken, in einer Strenge, die durch die Bronze der Statue noch betont wird. Die Inschrift lautet: „An Bruno, das Jahrhundert, das er hier, wo der Scheiterhaufen brannte, vorausgesagt hat.”

Um 9 Uhr startet ein Umzug von der Piazza Esedra (die heute Piazza della Repubblica heißt). Laut katholischen Zeitungen sind es weniger als fünftausend, laut „Il Messaggero” zwanzigtausend. An der Spitze des Zuges gehen die Garibaldi-Veteranen, dann der Rektor und die Professoren der Universität Rom, die Vertreter ausländischer Universitäten, die Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Bürgermeister von Rom, Augusto Armellini (sein Vater war 1849 Triumvir der Römischen Republik gewesen), Vereinigungen von Nola (Geburtsstadt Giordano Brunos), Freimaurerlogen und Mitglieder der Abgeordnetenkammer.

Der Umzug, der über die Via Nazionale und die Piazza Venezia zum Campo de’ Fiori führt, wird von den Römern feierlich begrüßt. Der offizielle Redner der Zeremonie ist der Republikaner Giovanni Bovio, seit 1876 Abgeordneter. Am Ende der Zeremonie begibt sich der Umzug zum Kapitol, um der Büste Garibaldis zu huldigen.

Ein denkwürdiger Tag für Rom, ein schwarzer Tag für den Klerus. Der Papst, der gedroht hatte, die Hauptstadt zu räumen, sollte das Denkmal enthüllt werden, verbrachte den Tag fastend und niedergeworfen vor der Statue des Heiligen Petrus, während „die revolutionäre Hydra durch die Straßen der Stadt tobte“, so seine Worte.

Am 29. Juni, dem Festtag der Heiligen Petrus und Paulus, werden in allen Kirchen Roms Sühne-Messen gefeiert, und die römische Aristokratie begibt sich zu einer Messe in den Petersdom. Am 30. Juni verurteilt Papst Leo XIII. die Beleidigung der Kirche und betrachtet die Bronzestatue von Bruno als Symbol für „einen gnadenlosen Kampf gegen die katholische Religion”.

„Civiltà cattolica”, die Zeitschrift der Jesuiten, die den Angriff auf die moderne Welt anführte, schreibt, dass die Statue von Bruno „den Triumph der Rabbiner der Synagoge, der Archimandriten der Freimaurerei und der Anführer des demagogischen Liberalismus markiert”. Daher müsse der Platz Campo de’ Fiori „in Campo Maledetto (verfluchter Platz) umbenannt werden, bis anstelle des Denkmals eine Kapelle zur Sühne für das Heiligste Herz Jesu errichtet wird”.

___

Quelle: Periodico del Libero Pensiero „Giordano Bruno”, Dr. Paolo Cimarelli