Győr: Eine diskussionsfreudige Konferenz der Weltunion (Überblick)

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Die westungarische Stadt Győr (Raab) war Durchführungsort der Konferenz 2025 der Weltunion der Freidenker. Leitthema der Konferenz war die drohende Rückkehr von Krieg und Faschismus 80 Jahre nach der Befreiung. Die Input-Referate forderten zu intensiven Diskussionen heraus. Das lag wohl auch an dem reichen Hintergrund an Lebens- und politischer Erfahrung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, der im regen Austausch zum Tragen kam. Die Quintessenz der Voten mündete in den Beschluss einer Tagungsresolution.

Der Konferenz voraus ging eine Sitzung des Exekutivbüros sowie des Internationalen Rates. Neben verschiedenen administrativen Fragen standen die Berichte der Delegierten, die Abnahme der Rechenschaftsberichte sowie die Bestellung des Vorstands auf der Tagesordnung. Die Besetzung der Funktionen wurde in der bisherigen Zusammensetzung bestätigt mit Klaus Hartmann (Präsident), Jean-Marie Jacoby (Generalsekretär) und Peter Berger (Schatzmeister) und den weiteren Mitgliedern ohne feste Funktion: Fabienne Cartreaux, Samira Jouini und Vladimir Kršljanin. In einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmer des im Juni überraschend verstorbenen Vorstandsmitglieds Genosse Christopher Black.

Mit dem um sich greifenden Geschichtsrevisionismus, der sich unter anderem im Rahmen vieler Veranstaltungen zum Anlass des 80-Jahr-Jubiläums eine unerträgliches Maß an Geschichtsklitterung zeitigte, befasste sich Klaus Hartmann. Das Referat von Klaus Hartmann wird demnächst hier aufgeschaltet.

Trotz steter Kriegsrhethorik der Nato sieht der Luxemburger Jean-Marie Jacoby im Nordatlantik-Pakt einen Papiertiger, der zwar Unmengen Steuergeld verschlingt, aber trotz seinem teuren Waffenarsenal in Afghanistan letzten Endes sogar vor Sandalensoldaten die Flucht ergreifen musste. Sowohl der Krieg in der Ukraine als auch das Versagen der israelischen Luftabwehr hat gezeigt, dass der Imperialismus militärstrategisch nicht mehr Herr der Lage ist. Die im Westen privatwirtschaftlich organisierte Rüstungsindustrie schaut bei ihren Produkten auf die Profitrate, nicht auf die militärische Effizienz. Wenn das die Zivilbevölkerung Russlands oder Chinas beruhigen könne, gelte das allerdings nicht für Europa. Denn zur Bekämpfung von Streiks und Volksaufständen im Innern reichen die kriegsuntauglichen Waffen der Nato allemal. Die von den Armeen aufgelegten Beschaffungsprogramme deuten ohnehin darauf hin, dass sich die Eliten mehr auf den Krieg gegen die eigene Bevölkerung als den Krieg mit Russland vorbereiten. Dies, gepaart mit der fortlaufenden Faschisierung Westeuropas, macht die wirkliche Gefährlichkeit von Nato und EU aus.
→ Der volle Wortlaut des Referats von Jean-Marie Jacoby

BRICS ist, wie Elke Zwinge-Makamizile in ihrem Referat betonte, ein dynamisch laufender Motor im Prozess einer vielfältigen multipolaren Entwicklung. Mit seinen nach aktuellem Stand 10 Vollmitgliedern und 10 Partnerländern deckt BRICS bereits 56 Prozent der Weltbevölkerung ab, die 44 Prozent der globalen Wirtschaft ausmachen. Diese Dynamik ist der Existenz emanzipativer Vorläufererorganisationen gezollt, vor allem der Bewegung der Blockfreien und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Ganz am Anfang der Entwicklung stand aber die Große Oktoberrevolution als Fanal für die Erhebung der kolonisierten Völker des Globalen Südens. Mit der multipolaren Welt sind die Kräfte für Frieden durch Entwicklung, Kooperation statt Konfrontation am Wachsen. Das wirtschaftliche Gewicht der BRICS mit China als stärkster Volkswirtschaft kommt nicht nur dem Reich der Mitte selbst zu Gute, sondern auch den Ländern des globalen Südens. Dem gegenüber steht der US/NATO-Westen mit seiner Verschuldung, Kriegssüchtigkeit, fehlenden Visionen, kultureller Verarmung – kurz: ein versinkendes, zukunftloses Projekt. Doch, auch im kollektiven Westen wachsen Gegenkräfte, die als aktiver Teil zur multipolaren Welt zu zählen sind.
→ Zum Referat von Elke Zwinge-Makamizile

«Die liberale Demokratie leidet an Anämie und Atrophie. Die Parlamente spielen kaum noch eine Rolle als Gegengewicht zur Exekutive.» So die Analyse von Armand Clesse aus Luxemburg, der sein Referat wegen eines kurzfristig angeordneten Spitalaufenthalts nicht selbst vortragen konnte. Das gesellschaftliche Denken und Leben werde geprägt von «Doktrinen, die sich offen und liberal geben, doch in ihrem Kern autoritär sind mit einem Hang zum Totalitären». Wie wichtig ist die Freiheit den Menschen aber wirklich, wenn es gilt, Freiheit gegen andere Güter abzuwägen, Wohlstand etwa oder Sicherheit? Menschen streben nach Autonomie, Selbstbestimmung, aber viele sind auch bereit, auf solche Werte zugunsten anderer Güter zu verzichten. Für das Gemeinwesen gelte es daher, die „goldene Mitte“ zwischen völliger individueller Ungebundenheit einerseits und Verantwortung für die Gemeinschaft anderseits, zwischen Chaos und Despotismus, auszuloten.
→ zum ganzen Vortrag von Armand Clesse

Zum Thema «Verteidigung der Neutralität und der Souveränität» informierte Peter Berger über die Formierung des Widerstandes gegen die Aufweichung der Neutralität in der Schweiz. Die Souveränität des Landes steht unter massivem Druck von Seiten der Europäischen Union wie auch der Nato. Eine Volksinitiative will nun mit einem neuen Verfassungsartikel die Neutralität für die Schweiz bindend machen. Dem Land wären dann auch der Erlass völkerrechtswidriger Sanktionen verboten. Zugleich kündigt sich eine harte Auseinandersetzung um einen neuen Rahmenvertrag mit der EU an, der die Schweiz unter Kuratel stellen und ihre direktdemokratischen Volksrechte beschneiden würde.
→ zu den Ausführungen von Peter Berger

Die Konferenzteilnehmer nutzten den Aufenthalt in Ungarn, in einem Rundgang das attraktive Stadtzentrum Győrs kennenzulernen, dessen weiträumige Fußgängerzone in den kühleren Abendstunden zum Flanieren einlud. Die Altstadt strahlt noch viel einer Atmosphäre aus der Zeit der Donaumonarchie aus und verfügt über eine beachtliche historische Bausubstanz aus dieser Zeit. Die Stadt mit etwa 130.000 Einwohnern und einer wichtigen Maschinen-, Textil- und Nutzfahrzeugindustrie hat im Westen Ungarns eine Metropolfunktion.
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→ Resolution der Tagung: Krieg und Faschismus den Weg versperren!

→ Die NATO: Steuergeldfressender Moloch – Papiertiger, aber fähig zu atomarem Selbstmord?

→ Die BRICS-Staaten – Motor der multipolaren Entwicklung

→ Die Freiheit, die sie verkünden – die Repression, die sie praktizieren

→ Zur Verteidigung der Neutralität und der Souveränität