50. Kongress der Weltunion in Frankfurt: Freies Denken und die neue multipolare Weltordnung

Zum 50. Kongress der Weltunion der Freidenker fanden sich am 18. Mai über hundert Personen im Saalbau Bornheim in Frankfurt ein, um dem Podium zum Thema «Freies Denken und die multipolare Weltordnung» zu folgen. Rednerinnen und Redner beleuchteten das Thema unter verschiedenen Aspekten. Dass mit der Veranstaltung ein Thema getroffen wurde, das unter den Nägeln brennt, zeigten die vielen Wortmeldungen aus dem Publikum.

Ernesto Schwarz

Die Sänger Ernesto Schwarz und …

Guy Dawson

… Guy Dawson (alle Fotos: K.-R. Landau)

Ebenso viel Aufmerksamkeit fanden die Kulturbeiträge, mit denen die Veranstaltung aufgelockert wurden: Ernesto Schwarz mit seinen mit Gitarre begleiteten Liedern gegen Krieg und Ausnahmezustand, Ekaterina Frank am Klavier mit russischer Klassik und Folklore, und Guy Dawson verbreitete eine kämpferische Stimmung mit seinen internationalen Friedens- und Freiheitsliedern.

Klaus Hartmann: „Zeitenwende“ zwischen Krieg und Frieden. Die vom deutschen Bundeskanzler Scholz ausgerufene «Zeitenwende» war Ausgangspunkt des Referats von Klaus Hartmann, Präsident der Weltunion der Freidenker. Sie markiere den Übergang der jahrzehntelangen Politik der Einkreisung und Umzingelung Russlands durch die NATO in den direkten Krieg. Angesichts der Ausgrenzung und Diffamierung aller, die nicht der NATO-Linie folgen, stelle sich den Freidenkern eine vordringliche Aufgabe: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung: „Gehen wir auf die Menschen zu!” → zum Referat von Klaus Hartmann

Vladimir Kršljanin: Von der NATO-Aggression 1999 gegen Jugoslawien zum Krieg gegen Russland. Wir müssen wir uns organisieren, kämpfen und die neue Welt begrüßen – eine gerechte, multipolare und multilaterale Welt, die auf dem Völkerrecht, Gleichheit, Zusammenarbeit, sozialer Gerechtigkeit und wahrer Demokratie beruht, als Schicksalsgemeinschaft der Menschheit. → zum Referat von Vladimir Kršljanin

Jean-Marie Jacoby: Der Welten Lage ändert sich. Die EU-Mitgliedsländer fahren mit antirussischen Sanktionen die Wirtschaft an die Wand. Es drohen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und Deindustrialisierung. Das lässt sich nur ändern mit ‚Ami go home and take your NATO with you‘ als Basis für Frieden und Völkerfreundschaft. → zum Bericht über das Referat von Jean-Marie Jacoby

Ekaterina Frank

Ekaterina Frank stimmte mit russischer Klassik wie Volksliedern ins Thema ein.

Dr. Corinna Oesch: 1848/2023 – zur historischen und gegenwärtigen Demokratiebewegung. Unterbelichtet bis heute bleibt die Rolle der Frau in der 48er-Revolution. Alle Abgeordneten in der Paulskirche waren Männer, für die interessierten Frauen musste die „Damengalerie“ erweitert werden. Auf den Straßen engagierten sich allerdings Frauen in großer Zahl kämpferisch für die Demokratie. → Bericht über das Referat von Dr. Corinna Oesch

Peter Berger: Neutralität und multipolare Weltordnung. Der Neutralitäts-Status wird derzeit sowohl in der Schweiz wie in Österreich kontrovers diskutiert. Wie glaubwürdig ist die Neutralität der beiden Länder vor dem Hintergrund ihrer Geschichte und ihrem Handeln in der gegenwärtigen Krise? Welche Perspektiven ergeben sich für neutrale Staaten aus dem Entstehen einer multipolaren Weltordnung? → zum Referat von Peter Berger

Sebastian Bahlo: Die gegenwärtigen Aufgaben der Freidenkerbewegung. Der Vorsitzende des Deutschen Freidenker-Verbandes stellte zum Abschluss der Konferenz fest, es bleibe beim historischen Ziel der Überwindung einer durch die Klassengesellschaft bedingten Selbstentfremdung des Menschen, dem untergeordnet seien Teilziele wie die Propagierung der Aufklärung, Religionskritik und Kampf gegen die gesellschaftliche Macht der Kirchen, ebenso der Kampf gegen ökonomische Ausbeutung und für politische Freiheit. → zum Referat von Sebastian Bahlo.

→ Programm der Veranstaltung

Aus den Medien:

„Zeitenwende“ zwischen Krieg und Frieden

Klaus Hartmann

Klaus Hartmann, Präsident der Weltunion der Freidenker

von Klaus Hartmann

Ununterbrochen leben wir in Wendezeiten, wenn wir den Politansagern Glauben schenken, sozusagen von Wende zu Wende. Als es mit der DDR 1989 zu Ende ging und mit ihr der erste deutsche Friedensstaat, wurde das als „Wende“ schöngeredet. Der spätere Bundeskanzler Helmut Kohl versprach im Bundestagswahlkampf 1980 eine „geistig-moralische Wende“, und die kam mit dem Abbau sozialer Leistungen, das sollte die „Eigenverantwortung“ stärken, jeder sollte „seines Glückes Schmied“ sein, Schüler und Studenten nicht mehr politisieren, sondern ihre Karriere vorbereiten, und zu allem wurde das Hohelied vom Individualismus gesungen.

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Der Welten Lage ändert sich

Jean-Marie Jacoby

Jean-Marie Jacoby, Generalsekretär der Weltunion der Freidenker

Der Generalsekretär der Weltunion, Jean-Marie Jacoby aus Luxemburg, führte in seinem Vortrag „Der Welten Lage ändert sich“ aus: „Die Weltherrschaft der USA geht zu Ende. Der Hegemon fällt und ein Riese der fällt, kann Schaden anrichten beim Aufprall. Fix aber ist, daß nur mehr 35 Länder dem Hegemon gehorchen – das ist die Zahl der Länder, die bereit waren, sich selbst wirtschaftlich zu schädigen mit antirussischen Sanktionen.

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Was sind die gegenwärtigen Aufgaben der Freidenkerbewegung?

Sebastian Bahlo

Sebastian Bahlo, Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes

Die Frage impliziert, daß sich die Aufgaben der Freidenkerbewegung mit der Zeit geändert haben. Nicht geändert haben sich die allgemeinen Ziele der Freidenker – und ich verstehe das Wort immer synonym mit sozialistischen Freidenkern, denn mit den bürgerlichen Atheisten und Religionskritikern kann es über punktuelle Zusammenarbeit hinaus keine dauerhafte gemeinsame theoretische und strategische Grundlage geben – das oberste Ziel war und ist die Überwindung der durch die Klassengesellschaft bedingten Selbstentfremdung des Menschen, darunter ordnen sich die Teilziele Propagierung der Aufklärung, Religionskritik, Kampf gegen die gesellschaftliche Macht der Kirchen, Kampf gegen ökonomische Ausbeutung, für politische Freiheit, Kultivierung eines Vereinslebens, das die Mitglieder geistig und kulturell erfüllt und ihnen Freundschaft und Geselligkeit bietet.

Diese Ziele bleiben, aber auf welchem Weg weiterlesen →

1848/2023 – zur historischen und gegenwärtigen Demokratiebewegung

Corinna Oesch

Dr. Corinna Oesch, Wien, Historikerin mit Fokus auf Frauen- und Geschlechter­geschichte

Dr. Corinna Oesch aus Wien erinnerte an die historische Situation, in der es zu den demokratischen Revolutionen in Europa und der Revolution 1848/49 in Deutschland gekommen ist. Ausgehend von der Französischen Revolution und einer Abfolge von Reaktion und neuerlichem Aufbegehren kulminierte die Demokratiebewegung letztlich in der Deutschen Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848, also genau vor 175 Jahren, in der Frankfurter Paulskirche eröffnet wurde.

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Neutralität und multipolare Weltordnung

Peter Berger

Peter Berger, Trésorier der Weltunion der Freidenker

Der Neutralitäts-Status wird derzeit sowohl in der Schweiz wie in Österreich kontrovers diskutiert. Wie stehen dabei die Fronten? Wie glaubwürdig ist die Neutralität der beiden Länder vor dem Hintergrund ihrer Geschichte und ihrem Handeln in der gegewärtigen Krise? Ergeben sich aus dem Entstehen einer multipolaren Weltordnung neue Perspektiven für neutrale Staaten?

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Von der NATO-Aggression gegen Jugoslawien im Jahr 1999 zum Krieg gegen Russland

Vladimir Kršljanin

Vladimir Kršljanin, Belgrad, sprach am Kongress der WUF per zugeschaltetem Video

von Vladimir Kršljanin

Verehrte Genossen und Freunde,

Heute sind wir alle, ob freiwillig oder unfreiwillig, Teil der entscheidenden Schlacht der Weltgeschichte – der Schlacht um die Neue Welt.

Die Frage ist, ob die menschliche Zivilisation überleben (und gewinnen) kann oder ob die Menschheit unter der Last einer kriminellen oligarchischen Diktatur untergehen wird. Für uns alle ist nur die erste Antwort möglich.

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WUF-Exekutivbüro tagte in Luxemburg

Das Exekutivbüro der Weltunion der Freidenker befasste sich an seiner Sitzung vom 26. November 2022 in Luxemburg vor allem mit der Planung des Kongresses 2023. Inhaltlich wird er sich mit Perspektiven des Übergangs zu einer neuen Weltordnung nach dem sich abzeichnenden Niedergang des Imperialismus befassen. Wie kann der Übergang gelingen, ohne durch den Hegemon in eine Apokalypse gerissen zu werden? Was ist davon zu halten, dass die hoch entwickelten Nationalstaaten Europas ihre Souveränität abgeben, während ihre früheren Kolonien und andere Schwellenländer der BRICS+ kraft neuer Partnerschaften ein steigendes Selbstbewusstsein entwickeln? Und wo stehen die Freidenker in dieser Umwälzung?

An der Sitzung wurde der langjährige Schatzmeister der WUF Klaus von Raussendorff verabschiedet. Zentralpräsident Klaus Hartmann würdigte seine zuverlässige Arbeit, die er seit 2008 für die Weltunion ausgeübt hat und sprach ihm den Dank dafür aus. Als neuer Trésorier wurde Peter Berger (CH) gewählt. Sodann war eine Ersatzwahl für den unter der Amtszeit zurückgetretenen Generalsekretär Jean-François Maréchal zu treffen. Neu wurde dieses Amt Jean-Marie Jacoby (LU) übertragen.

Gefahr für die Laizität kommt von den EU-Institutionen, nicht von den Migranten

Es hat seit jeher Völkerwanderungen gegeben; die Menschen flüchteten vor dem Leid, der Gewalt und den Ungerechtigkeiten in ihren jeweiligen Herkunftsländern. Sie träumten von einem besseren Leben. Indem sie auswanderten, nahmen sie ein Stück ihrer Traditionen mit sich. Sie hofften diese in ihrem Ankunftsland wieder aufleben lassen zu können. Doch der Rest der Geschichte war immer eine Sache der Machtverhältnisse, der Stärkere zwang seine Religion dem Schwächeren auf. Man musste sich unterwerfen, es war dies eine der Hauptbedingungen, um sich in der neuen Gesellschaft eingliedern zu können.

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Migration – ihre Ursachen und Folgen

Die Belgrader Tageszeitung „Alo!“ befragte in ihrer Ausgabe vom 12. Oktober Klaus Hartmann, Präsident der Weltunion der Freidenker, unter anderem zum Hauptthema der WUF-Konferenz vom 14. September 2019 in Esch-sur-Alzette (L).
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